Wie Journalist*innen in Ägypten an Informationen kommen

Der Schlüssel zu Informationen in Ägypten sind sachkundige Einheimische. © J. Neumann

Europäische Handelsreisende, Forschende, Diplomaten – sie alle benötigen seit jeher die Dienste eines lokalen Akteurs, der für sie übersetzt, logistische und organisatorische Tätigkeiten übernimmt und als Mediator zwischen den Menschen verschiedener Kulturen vermittelt. Auch der heutige Auslandsjournalismus stützt sich auf lokale Akteure, die für die Journalist*innen Gespräche organisieren, übersetzen, wichtige Informationen weitergeben und über kulturelles Wissen verfügen. Sie werden im journalistischen Jargon als Fixer bezeichnet, da angenommen wird, dass sie der journalistischen Geschichte eine Richtung geben und helfen, die Idee der Korrespondent*innen zu fixieren und in eine handfeste Recherche umzuwandeln.

In Ägypten helfen die Mittler den Auslandsjournalist*innen zum Beispiel bei Treffen mit Informant*innen in Gefängnissen oder Angehörigen nach einem Anschlag auf eine koptische Kirche. Sie sind also auch kulturelle Vermittler, die über die Politik und Gesellschaft des Landes aufklären.

Ihre Aufgaben sind sehr vielfältig: Die sogenannten Stringer sind meist die erste Informationsquelle der Journalist*innen: Sie geben Tipps und Hinweise zu möglichen Vorgängen oder Ereignissen, welche die Journalist*innen dann auf ihre Richtigkeit überprüfen. Producer werden hauptsächlich im Hörfunk- und Fernsehbereich eingesetzt. Die sogenannten Fixer arbeiten meist für freiberufliche Journalist*innen oder Medienhäuser mit geringem Budget, die nur ein*e Korrespondent*in ins Land entsenden. Diese engagieren die Fixer meist ad hoc auf Honorarbasis – vorwiegend für längere journalistische  Recherchen. Ihre Arbeit umfasst das Netzwerken – Kontakte im Land pflegen, Gesprächspartner*innen finden und anfragen – das Organisieren von Treffen und Interviews sowie die Übersetzung dieser Gespräche.

Die Auslandsjournalist*innen werden von ihrer Heimatredaktion für die Arbeit bezahlt. Von dieser Vergütung zahlen sie die Vermittler, die nicht vertraglich angestellt sind. Das Arbeitsverhältnis ist informell und besteht auf mündlichen Abmachungen. Zunächst sind die Mittelsleute also Gehilfen der Auslandsjournalist*innen. Die Arbeitsbeziehung zwischen Auslandskorrespondent*innen und ihren Mittelsleuten ist aber nicht einfach ein einseitiges Verhältnis der Diskriminierung und Ausbeutung.

Die Vermittler schaffen Vertrauen zwischen den zunächst fremden Journalist*innen und den Gesprächspartner*innen; sie kennen die Sicherheitslage im Land und vermeiden gefährliche Situationen oder lösen Konflikte. Daher beschreiben sie sich als eine Mischung aus Dolmetschern, kulturellen Interpreten und Mediatoren.

Wie das mit dem informellen Verhältnis so klappt, welche Probleme Journalist*innen und ihre Vermittler bei der Recherche von Themen haben und wie beide innerhalb dieser Machtverteilungen gewinnbringend zusammenarbeiten, darüber reden wir in unserer zweiten Podcastfolge.

Lesetipps zum Thema:

Borpujari, Priyanka: Who fixes, who reports?
Bossone, Andrew: The thankless work of a ‚fixer‘
Dressler, Angela: Nachrichtenwelten. Hinter den Kulissen der Auslandsberichterstattung. Eine Ethnographie, Bielefeld 2008.
Heidelberger, Martin: Korrespondenten des Wandels. Lokale Akteure der globalen Nachrichtenindustrie, (Kultur und soziale Praxis), Bielefeld 2018.
Klein, Peter W.; Plaut, Shayna: Fixing the Journalist-Fixer Relationship.
Kukral, Tim: Arbeitsbedingungen freier Auslandskorrespondenten. Eine qualitative Befragung von Mitgliedern des Journalistennetzwerks Weltreporter, (Journalismus Intenational 8), Köln 2016.
Macharia, Sarah et al.: Who makes the news?