Zwischen Klimakrise und arabischem Frühling – Was kann Theater?

„Wenn Greta Thunberg und die ganzen Berechnungen richtig sind und in achteinhalb Jahren sich Dinge verändern und so weiter ist es einfach keine Zeit für Demokratie im Libanon.“

Szene aus "Das nakte Leben"
© Sinje Hasheider

Wie funktioniert die transnationale Theaterzusammenarbeit zwischen Theaterschaffenden aus Deutschland, Ägypten, Marokko, Libanon und Palästina? Welche Rolle spielt/e Theater während des Arabischen Frühlings und bei aktuellen zivilen Aufständen? Und inwiefern ist bei der aktuellen existentiellen Bedrohung überhaupt noch Zeit für Demokratie?

Über diese Fragestellungen haben wir mit der Regisseurin Lydia Ziemke anlässlich der Premiere ihres neuen Theaterstückes: „Das nackte gute Leben“, eine Kooperation zwischen dem Schauspielhaus Hamburg, der Company Suite 42 und der Zoukak Theater Company in Beirut, gesprochen.

Das Stück „Das nackte gute Leben“ greift die aktuelle Debatte über die Klimakatastrophe auf und gibt verschiedene Blickwinkel auf die herankommende existenzielle Bedrohung und ihrer möglichen gesellschaftlichen Konsequenzen wieder. Im Gedankenspiel umgekehrter Realitäten, bitten deutsche Staatsbürger*innen um Asyl im Libanon und können letztendlich ihr Dasein auf der Erde nur durch die Weiterentwicklung zum Übermenschen, der Godot zitiert, sichern. Carlotta und Katrin waren zur Premiere im Theater Aufbau Kreuzberg (TAK) eingeladen und haben sich anschließend mit der Regisseurin Lydia Ziemke zum Gespräch getroffen.


Dürfen wir vorstellen (Fortsetzung)

Wir teilen ethische Imperative und kreative Lebens- und Arbeitsformen. Wir teilen den Widerstand gegen korrupte Herrschafts- und fundamentalistische Kampfstrukturen. Wir besprechen alle Versionen der Geschichte und die Potentiale der Revolution. Die Kolleginnen und Kollegen in diesen Regionen haben meine Bücher schon gelesen, ich muß ihre nach und nach lesen. Zusammen suchen wir nach künstlerischen Übersetzungen für den uns gemeinsamen Überlebenswillen.
Allein bin ich mit der Frage, warum mich das kurz überrascht hat, das Teilen all dessen. Warum es mein privates und öffentliches Publikum noch immer überrascht. Weil die europäische Ausbildung diesen Teil der Welt erst sehr langsam als das sieht, was er ist – auch unsere Geschichte und unsere Zukunft. Damals, als ich merkte, dass ich zu wenig weiß, bin ich losgereist. Und bin jetzt immer noch unterwegs, aber genauso fest zu Hause. Und das ist wichtig.